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Wo einst die Wiege meines Urgroßvaters stand
10. Juli - 16. Juli 2011 Ukraine - Wolhynien
 Vorwort - Wie alles begann
Es ist Juni 2009. Meine dritte Reise nach Kanada und ich freu mich schon wieder viele Cousins und Cousinen zu sehen. Es gibt einen Anlass zu dem ich aufgebrochen bin. Mein Großonkel Rudolf Belter wird 85 Jahre.
Im Laufe meines dortigen Aufenthaltes tauschten zwei Verwandte mit mir, unsere neuesten Forschungsergebnisse aus.Irgendwann kam eine der Cousinen auf die Idee eine Reise nach Wolhynien zu machen. Ok - ich bin dabei. 2011 ist ein gutes Jahr. Dies halten wir fest.
 Die Reise beginnt
1.Tag
Sonntag, 10.Juli 2011
Es ist gegen 14:30 Uhr. Vati und ich sind schon eher nach Berlin gefahren um uns selbst noch einmal In der Stadt umzusehen. Die Kanadier sollten zwei Stunden später hier erscheinen. So führten wir sie noch zum Brandenburger Tor, Reichstag, … vorbei, denn der Großteil der Verwandten fliegt nach unserer Reise in die Ukraine gleich wieder nach Haus. Zum Abend hin sind wir dann komplett. 18 Verwandte auf den Weg in die Heimat der Vorfahren. Jetzt noch schnell für das leibliche Wohl während der Fahrt sorgen und sich auf dem Gleis 11 versammeln. Der Nachtzug D 445, nach Kiev Pass über Kowel, rollt pünktlich in den Berliner Hauptbahnhof ein. Mein Blick wandert von einem Verwandten zum anderen und ich sehe ihre Augen leuchten. In ihren Gesichtern kann man ablesen, dass Sie genauso aufgeregt sind wie ich. Das Abenteuer kann also beginnen.
Stops:
- Berlin Ostbahnhof
- Rzepin
- Poznan Gl.
- Warszawa Centralna
- Warszawa Wschodnia
- Lublin
- Dorohusk
- Jagodin mit Fahrgestellwechsel
- Kowel
Die Vergabe der 3 Bettzimmer gestaltete sich etwas kompliziert aber nach einiger Zeit wurde man sich einig und das grossen Verwirrspiel mit der doppelten Kabinennummerierung war geklärt. Ich hatte Glück und brauchte mir kein nächtliches abholzen des Regenwaldes anzuhören. Über 15 Stunden wird nun der Gang des Wagons und die Zimmer unser zu Haus sein. Es ist 21:21 Uhr. So pünktlich wie der Zug eintraf, fährt er auch wieder ab.
Wie sagte Karsten so schön? So - nun ist es an der Zeit sich auf die Gastfreundlichkeit der Ukrainer einzustimmen. Gesagt, getan. Die Getränke wurden teils schon von zu Haus mitgebracht und einiges noch kurz in den Läden im Hauptbahnhof besorgt. Die Nacht war kurz, es ging von einem Zimmer zum anderen und wir feierten ausgelassen. Dies blieb nicht unbemerkt sodass sich nach einiger Zeit noch Elena mit ihrem griechischen Metaxa dazugesellte. Das wechseln des Fahrwerkes des gesamten Zuges in einem Polnischen Grenzbahnhof auf die breiter werdenden Schienen war für viele sehr interessant. Die Routine und die Gelassenheit der Arbeiter war erstaunlich. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut aber rein vom Gefühl her würde ich sagen das diese Aktion circa 2 Stunden gedauert hat. Nun kann die Fahrt weiter gehen.
Ankunft in Kowel
2.Tag
Montag, 11.Juli 2011
So pünktlich wie wir in Berlin abgefahren sind kamen wir auch in Kowel an (gegen 14:30 Uhr). Es ist ein schöner Sommertag und brütend heiß.
Lena, unsere Dolmetscherin die wir vor 2 Jahren in Linstow beim Wolhyniertreffen kennen gelernt haben, erwartete uns schon vor dem Bahnhof.
Nun stand uns noch eine zirka 70 km Fahrt zur Hauptstadt Wolhyniens mit dem Reisebus bevor.
In Luzk angekommen ging der Check In im Hotel Ukraina los.
Nachdem ich meinen Reiserucksack auf dem Bett im Zimmer ablegt habe, war es erst einmal an der Zeit sich frisch zu machen. Die Zimmer sind gut ausgestattet. Das einzige was uns zu dieser Zeit gefehlt hat war eine Klimaanlage. Der bereitgestellte Standventilator musste ganz schön schuften.
So. Wo nun Geld tauschen? An der Rezeption sagte man uns das 50m vom Hotel eine Bank wäre.
Also hin da. Die Dame am Schalter scheint verärgert zu sein das nun, kurz vor Ihrem wohlverdienten Feierabend noch 5 Leute da stehen und ihre Euros umgetauscht haben wollten.
Herbert J. freut sich schon auf das erste kühle Nass. Der erste Stopp nach dem Währungstausch war also das Hoteleigene Restaurant. Der Hunger wird gleich mit gestillt.
17:30 Uhr war Treffpunkt in der Lobby. Da Stefan, Vati und Herbert sich aber gleich die dicken Steaks bestellten dauerte dies ein wenig länger.
18:00 Uhr ging es nun endlich los zur evangelisch-lutherischen Kirche zu Luzk. Der Spaziergang durch die Einkaufsstraße tat uns allen ganz gut.
Es gesellte sich noch ein Mann zu unserer Gruppe hinzu. Es ist Dr. Mychailo Kostiuk. Er schrieb unter anderem die Bücher "Die deutschen Kolonien in Wolhynien 19. - Anfang 20. Jahrhundert" und „Evangelisch-lutherische Kirche in Lutsk“. Wie wir erfahren haben ist sein Interesse für die Kolonisten in Wolhynien sehr groß. So verschob er seinen Urlaub um durch Nachfahren der Wolhyniendeutschen persönliche Geschichten zu hören. Im Gegenzug haben wir natürlich einen sehr guten Reiseführer durch ihn gehabt, der uns viel über die Geschichte und die Sehenswürdigkeiten in Wolhynien zu erzählen wusste.
Die evangelisch-lutherische Gemeinde in Luzk ist schwindend sodass die Gemeinde in das Pfarrhaus ihre Gottesdienste abhalten und die eigentliche Kirche, die daneben steht, von der Gemeinde nicht restauriert werden konnte, da Spendengelder fehlten. So ging diese unter Auflagen, wie z.B. das wiederanbringen des Kreuzes und der Glocke, zur Baptistischen Gemeinde über.
Nun wo wir da waren konnte verspätet der gemeinsame Gottesdienst stattfinden. Zwei bekannte Musiker, die der Gemeinde angehören, gaben für uns ein kleines, sehr schönes Violinenkonzert mit Klavierbegleitung was uns sehr gefiel.
Danach besichtigten wir die Kirche und brachen zum Abendessen auf. Lena suchte ein schönes gemütliches Restaurant aus was in der Nähe unseres Hotels war.
Zur späten Stunde sind Stefan, Karsten, Oleg, der Dolmetscher für unsere kanadischen Verwandten (leider fällt mir der Name nicht mehr ein) und ich noch aufgebrochen um ein wenig russisches Billard zu spielen. Was für ein Spass.
Milaschew und Marjanówka
3.Tag
Dienstag, 12.Juli 2011
Nach dem Frühstück wartete wieder ein kleiner Reisebus und ein Auto auf uns. Heute soll es nach Milaschew bei Kolki gehen.
Anfangs fuhren wir noch über recht guten Asphalt. In Kolki stiegen Nadja und ihr Mann Wasily in den Bus ein. Es sind Bekannte von Tante Lydia mit denen sie sich schon über Jahre schreibt.Diese Leute wissen noch wo der Ort Namens Milaschew stand.
Nadja ist auch noch in Milaschew geboren aber in ihrer Geburtsurkunde sucht man vergebens danach. Ihre Eltern wohnten 1939 gegenüber von Uropa August Ritz.
Nach längerer Fahrt durch den Wald hielten wir auf einmal an. Ab hier kann der Bus nicht mehr weiter fahren. Für die älteren Leute stand ein Pferdewagen bereit. Der Rest unserer Truppe geht Nadja und Wasily hinterher.
Wir stehen an einem kleinen Bach, wo man vor kurzem eine Holzbrücke drüber gebaut hat. Ich kann mich noch an die Bilder von Tante Ly ihrer letzten Reise hierher erinnern wo diese Brücke noch nicht da stand. Nach dem überqueren der Brücke bin ich meinem Ziel sehr nah.
Endlich stehe ich auf jenem Flecken Land, wo einst die Wiege meines Urgroßvaters stand.
Ich bin überwältigt. Obwohl auf dem ersten Blick nichts mehr zu sehen ist das hier mal ein Ort gewesen sein soll.
Meine Augen schweifen über das flache Land. Nicht weit entfernt von uns sieht man dann doch noch ein Überbleibsel. Obstbäume. Kleine Bäumchen und Sträucher wachsen mitten auf der Wiese. Weiter hinten ist ein Wald zu sehen.
Wir schreiten weiter bis zum Waldesrand und erblicken tatsächlich ein altes Holzhaus. Das Dach ist, wie so oft mit Wellasbest bestückt. Und an drei von den vier Hauswänden stapelt sich das Brennholz für den Winter. Oben auf dem Giebel sieht man ein bewohntes Storchennest.
Fünf Schritte vom Haus ist der Brunnen der mit einer Wellasbestplatte notdürftig abgedeckt ist.
Es kommt uns ein Alter grauhaariger Mann aus dem Haus entgegen. Er trägt einen graublauen Anzug.
Er erzählt dass sein Vater hier schon gelebt hat. Einmal im Monat geht er zum Wegesrand und wenn er Glück hat kommt gerade jemand vorbei sodass er mitfahren kann. Und wenn nicht dann geht er eben zu Fuss zum nächsten Ort um seine Rente von der Bank zu holen.
Als wir mit Ihn zusammen ein Foto machen wollten huschte er schnell nochmal ins Haus um seine Haare zu kämmen. Wir mussten alle etwas schmunzeln. Er kam mit zwei Flaschen Lindenblütensaft zurück. Einige Leute probierten davon.
Auf dem Rückweg zum Auto stärkten wir uns noch mit Äpfel von den Bäumen die mitten auf der grünen Wiese stehen.
Ich holte meinen Camcorder raus und schweifte ihn von links nach rechts. Die Gruppe entfernte sich von mir.
Ich erinnerte mich nun an einige Dinge die Uropa August auf einer Tonbandaufzeichnug aus dem Jahr 1978, im Alter von 89 Jahren, sprach. „Als wir in Milaschew ankamen waren die Bäume so dick das keine drei Mann sie umspannen konnten.“
Oder „Es gab nur wenige die hier Hopfen angebaut haben. Darunter waren die Familien Milbrod, der schwarzen Schulz und die Penno´s.“
Ich versuchte mir nun die Dorfstrasse vorzustellen. Rechts und links die Häuser. Leute die auf der Strasse gehen. Kinder die am Wegesrand spielten.
Es ist eine unwahrscheinliche Stille.
Wieder am Bus angekommen warteten wir nun noch auf Paul. Danach ging es wieder über den unbefestigten Waldsweg in die Zivilisation. Nach einer Weile kam ein lautes „Stop“ aus den hinteren Reihen des Busses. Der Fahrer stoppte und alle schwärmten aus den Bus um Blaubeeren zu sammeln.
In Kolki angekommen bereitete uns Nadja eine Mahlzeit vor. Nun sassen wir im Wohnzimmer an einer langen Tafel und unsere Gastgeber bewirteten uns mit hausgemachten. Gorilka, der hiesige Wodka, durfte hierbei natürlich nicht fehlen. Die Stimmung war recht ausgelassen.
Zum guten Schluss kam Nadja noch mit einer selbstgebackenen Torte an.
Nachdem wir uns, dank Nadja und Wasily, gestärkt hatten bedankten wir uns recht herzlich bei unseren Gastgebern und setzten unsere Reise Richtung Marjanówka fort.
In Marjanówka lebten die Selent´s in den letzten Jahren vor der Umsiedlung und hier wurde auch meine Ururgroßmutter Regina Selent gb. Ryll beerdigt.
Der Bus hielt vor dem noch heute existierenden Haus der Familie Georg Selent. Der heutige Besitzer erwartete uns schon. Im Haus steht immer noch der alte Ofen, wo man seine Schlafnische im Winter auf dem Ofen hatte um die Wärme zu nutzen.
Auch tranken wir wieder aus dem Brunnen das kühle Wasser.
Auf der Strasse sammelten sich einige Bewohner. Es hat den Anschein als käme nicht allzu oft ein Besucher hier vorbei. Wir unterhielten uns mit Händen und Füßen, holten das Buch von Rita und zeigten die alten Fotos der Familie Selent.
Danach machten wir uns auf den Weg zum Friedhof. Auch hier wurde der damalige deutsche Friedhof eingeebnet. Nur ein großes Holzkreuz steht noch zur Erinnerung da.
Ein Mann der auf der angrenzenden Wiese beschäftigt war und uns von weitem sah näherte sich und erzählte das dort drüben, an den Büchen, noch Zeugnisse des alten Friedhofes zu sehen sind. Es ist die Pflanze namens Immergrün die auf den Gräbern unserer Vorfahren gepflanzt wurde. Er ließ uns auch wissen dass das große Holzkreuz einst ungefähr 50-100 m weiter entfernt stand. Seit einigen Jahren lassen sich auch hier wieder Einwohner des Ortes beerdigen. So sahen wir hier schon 6 neue Gräber.
Zum späten Nachmittag kamen wir wieder in Luzk an. Dort besuchten wir die Liubartas Burg die im alten Stadtteil steht. Das Wahrzeichen von Lutsk wurde von 1340 bis 1383 erbaut. Den Namen erhielt sie vom litauischen Fürsten Liubartas, der den Bau der Burg begann.
Die Burg ist nur von einer Seite begehbar. Man steht am Hauptturm und geht durch ein großes Burgtor. Hält man sich links, kommt man genau auf den Bischofsturm zu. Wir stiegen die Aussenreppe hinauf und wurden mit einem kleinen Glockenmuseum, im Bischofsturm, belohnt.
Ich lugte beim Rundgang auf der Mauer aus den kleinen Schiessscharten hinaus und erblickte jede Menge verrostete Blechhütten. Lena sagte das dies der Markt sei.
Der Tag endete mit einem guten Abendessen im daneben liegenden Restaurant.
Kolonie Mitzk
4.Tag
Mittwoch, 13.Juli 2011
Nach dem Frühstück wartete wieder der Bus vor dem Hotel Ukraina auf uns.
Heute geht es nach Mitzk. Dem Geburtsort von Onkel Rudolf Belter.
Der Bus hielt vor dem Gemeindehaus wo wir einige der Ältesten Dorfbewohner trafen. Unsere Ankunft im Ort war geplant sodass es sich auch die Bürgermeisterin nicht nehmen ließ uns zu begrüßen. Gemeinsam mit der Bürgermeisterin und den alten Leuten fuhren wir noch ein Stück mit dem Bus und hielten vor einem Wald an. Davor stehen noch einige Häuser. Auch hier kamen die Alten zu uns. Im Gespräch stellte sich heraus das auch eine alte Dame unter ihnen war die noch Tante Marta, die Schwester von Onkel Rudolf kennt und alte Bilder besitzt.
Rita ist voll begeistert. Sie zückt wieder ihr Buch und zeigt hier die Bilder der Belter Familie.
Nun geht es wieder zu Fuß durch Wald und Wiesen. Immer voran eine alte Dame die ich um die 80 Jahre alt schätzte. Zu meinem Erstaunen hatte sie einen recht ordentlichen Schritt drauf, sodass wir nach geschätzten 20-30 min am Ziel waren.
Auch hier standen wir auf einer grünen Wiese umgeben von Wald. Hier soll die Siedlung der Deutschen gestanden haben.
Die Belters holten eine Plastiktüte hervor und füllten sie mit Heimaterde. Es soll ein Geschenk für ihren Vater sein der hier geboren wurde. Auf dem Rückweg war der Mann auf der Wiese immer noch damit beschäftigt seinen Pferdewagen mit Heu zu füllen. Rita wollte das die alte Dame sich auf dem Wagen setzen sollte, da der Weg zurück noch sehr weit war. Aber sie wollte nicht sodass Rita ihr den Vorschlag machte das sie selbst sich auch raufsetzen würde. Gesagt - getan. Nun noch kurz zu einer brachliegenden Kolchose. Auf ihr sehen wir eine Straussenfarm. Irgendwie muss man sich ja selbst behelfen. Ringsum stehen die alten, verrosteten Traktoren, Eggen und ähnliches ... für die Landwirtschaft. Danach ging es wieder in Mitzk, zu einer Kirche, rein. Der Geistliche erwartete uns schon um uns in Empfang zu nehmen. Es ist immer wieder sehr faszinierend wie prächtig die Kirchen verziert sind und der Bau der Kirchen nur aus Spendengeldern der Gläubigen finanziert wird.
Die Fahrt ging weiter zum Forsthaus. Bevor wir wieder einmal reichlich bewirtet wurden erkundete der Großteil unserer Gruppe das Gelände. Heute gab es zum Mittag ein gegrilltes Schwein und das Straussenei, was man uns in der Kolchose mitgegeben hatte wurde auch zubereitet. Nach dieser Stärkung setzten wir unsere Fahrt fort. Nun ging es in die Stadt Roschischtsche. Hier besuchten wir das ehemalige Standesamt, in dem sich einst unter anderem Tante Erna und Hermann Belter das Eheversprechen gaben. Die Leute fuhren dort mit einem Pferdewagen hin. Natürlich wurden der Anzug und das Hochzeitskleid erst vor Ort angezogen, da der Weg dorthin sehr staubig war. Heute ist dort eine Schule untergebracht.
Lviv - Lemberg
5.Tag
Donnerstag, 14.Juli 2011
Heute ist unser Reiseziel Lwiw (Lemberg). Dieser Tag begann früher wie die anderen, da Lwiw circa 150 km weiter westlich von Luzk liegt. Im Gegensatz zu unserem Busfahrer Tolga konnten wir aber die Zeit im Bus nutzen und etwas Schlaf nachholen.
In Lwiw angekommen, holten wir uns erst einmal im „Vysokyi Zamek“ Park einen Gesamtüberblick von der Stadt. Der Aufstieg zum Aussichtspunkt verläuft wie eine Spirale nach oben. Karsten, Daniel und Ich nahmen die Abkürzung - einmal steil Bergauf über Baumstümpfe und Geländer so wie es sich für Junggebliebene oder die die es von sich denken, eben gehört.
Der alte Stadtkern ist von hier oben deutlich zu sehen.
Nach dem Abstieg vom Hohen Schloss erkundeten wir den historischen Stadtkern. Als erstes kamen wir an dem Dominikaner Dom vorbei. Vom Marktplatz ging es zur Lateinische Kathedrale, zum Rathaus, am Denkmal von König Danilo vorbei. Weiter geht’s, rauf auf die Hauptstrasse „Prospekt der Freiheit“, zum Denkmal des Lyriker Taras Schewtschenko Richtung Opernhaus.
Danach hatten wir 40 Minuten Zeit um uns das ein oder andere noch mal genauer anzusehen. Treffpunkt war wieder an unserem Bus.
Nun sollte es noch zu einem Freilichtmuseum gehen wo man Originale erhaltene Häuser aus den verschiedenen Regionen und Epochen der Ukraine zu sehen bekommt. Doch wir stecken im Lviv´er Stau fest. Es ist eine Strassenbahn liegen geblieben und nun staute sich alles. Totales Verkehrschaos. Sämtliche Kreuzungen sind verstopft da jeder Zentimeter ausgenutzt wird um etwas weiter zu kommen.
Beherzt springen Paul und Herbert aus dem Bus und schauen nach dem rechten. Als sie begriffen das hier wohl so kein Durchkommen war versuchten sie die „Verstopfung“ zu lösen. Lena unterstützte sie Erfolgreich.
Stück für Stück kamen wir nun aus diesem Chaos raus um unsere Fahrt fortzusetzen.
Das Freilichtmuseum befindet sich auf einem 50 Hektar großen Grundstück, innerhalb der Stadt, im Shevchenko Park. Wir sahen wunderschöne Holzbauten. Kirchen und Häuser aus den Regionen Polesien, Bukowina, Lemken u.s.w.. Die Häuser aus der Region Wolhynien stehen laut Aussage einer Frau leider noch nicht.
Abends trafen wir uns wieder alle gemeinsam auf der 3.Etage des Hotels um gemütlich zusammen zu sitzen und den Tag ausklingen zu lassen.
Nach Mitternacht hatten wir dann ein Geburtstagskind. Herbert ist nun im 66-zigsten Lebensjahr angekommen.
Abreise - Abschied aus Wolhynien
6.Tag
Freitag, 15.Juli 2011
Der heutige Vormittag steht uns allen zur freien Verfügung. Nach dem Frühstück packe ich zunächst meinen Rucksack um danach in aller Ruhe nochmals durch die Strassen von Lutsk zu spazieren. Die anderen wollten sich dagegen noch das Kriegsmuseum anschauen. Zwischen 11 und 12 Uhr war unser Check Out im Hotel Ukraina und unser Bus fuhr uns zum Mittagessen zu einem Gasthaus namens "Zum Goldenen Apfel". Hier bekam Herbert, unser Geburtstagskind, noch sein Geburtstagsständchen von der Familie und Dr. Mychailo Kostiuk übergab Ihn noch eine kleine Aufmerksamkeit. Nun begann der große Abschied von Mychailo, den jungen Dolmetscher und Lena. Mychailo hielt noch eine sehr schöne Abschiedsrede und überreichte jeden von uns ein kleines Andenken an Wolyhnien was uns sehr bewegte. Im Anschluss sangen unsere drei Wegbegleiter noch die heutige Wolhynische Nationalhymne auf Ukrainisch um sie danach gemeinsam mit uns auf Deutsch zu singen. Nach dem Mittagessen und den letzten Gruppenfotos ging weiter zum Bahnhof nach Kowel. Wir hatten nun noch etwas Zeit und liefen ein wenig über den Markt der neben dem Bahnhof lag um noch etwas Geld los zu werden. 16:18 Uhr traf der Zug ein. Wir belegten wieder unser Schlafabteile und die lange Fahrt in die Heimat begann.
die letzten gemeinsamen Stunden
7.Tag
Samstag, 16.Juli 2011
Mitten in der Nacht, gegen 3 Uhr, verließen uns Herbert, Lea und Karsten. Sie stiegen schon in Poznan aus, da Herbert noch seinen Geburtsort Dziardonice besuchen wollte.
In Frankfurt/Oder hatten wir 2 Stunden mit dem Zug festgesessen. Nach einiger Zeit wollten wir uns auf dem Bahnsteig die Füße vertreten und mussten feststellen das die Türen verschlossen waren. Die Luft im Zug stand und niemand informierte uns was los war.
Ich vermute das der Zoll Zigarettenschmuggler entdeckt hatte. Gegen 9:30 Uhr kamen wir dann mit 2 Stunden Verspätung auf den Berliner Hauptbahnhof an. Nun hieß es sich von all den Familienmitgliedern, die diese wunderschöne Reise mitgemacht haben, zu verabschieden.
Zum Abschluss dieser doch sehr bewegenden Woche kann ich nur sagen das ich es absolut nicht bereut habe diese Reise gemacht zu haben. Einerseits, wann fährt man mal mit 17 anderen Familienmitgliedern aus dem Inn- und Ausland in den Urlaub und zweitens habe ich endlich mal die Region kennen lernen dürfen wo einst die Wiege meines Urgroßvaters stand.